Allergene

Der Begriff Allergene bezeichnet Substanzen, die bei Patienten mit einer Fehlregulation des Immunsystems eine allergische Erkrankung auslösen können. Dabei handelt es sich häufig um für gesunde Menschen harmlose Substanzen unserer natürlichen Umgebung wie z.B. Pollen von Blütenpflanzen, Sporen von Schimmelpilzen, Haare/Schuppen von Haustieren oder Milch und Getreide bzw. deren Produkte. Die eigentlich Allergie auslösenden Bestandteile dieser potenziellen Allergenträger sind bestimmte Moleküle (Proteine, Kohlehydrate), die Haut und Schleimhäute durchdringen können und das Immunsystem aktivieren. Oft wird der Begriff Allergene nur auf solche Substanzen beschränkt, die eine Überempfindlichkeitsreaktion vom Soforttyp (Typ 1-Reaktion) auslösen.

Im wesentlichen kann man folgende Allergengruppen unterscheiden:

Aeroallergene (Luft getragene Allergene):
• Pflanzlicher Ursprung z.B.: Pollen, Getreidestaub, Mehle, Stoffe/Fasern, Pilzsporen, Naturgummilatex, u.s.w.
• Tierischer Ursprung z.B.: Haare/-schuppen und Urin von Säugetieren, Federn, Hausstaub(-milben), u.s.w.
• Vorwiegend berufliches Umfeld (mikrobiell/Chemikalien) z.B.: Enzyme, Isocyanate, Formaldehyd, Azofarbstoffe u.s.w.

Nahrungsmittelallergene:
z.B.: Milch, Ei, Getreide, Fisch, Hülsenfrüchte, Obst, Nüsse u.s.w.

Kontaktallergene:
z.B.: Kosmetika, Haarfärbemittel, Nickel- und Chrom-haltiger Schmuck, Wolle, u.s.w.

Injektionsallergene:
z.B.: Insektengifte, Arzneimittel, Röntgenkontrastmittel


Nachweis von Allergenen

Allergene sind in der Regel Eiweiße, die vor dem Nachweis zunächst aus dem Probenmaterial herausgelöst (extrahiert) werden müssen. Die quantitative Bestimmung erfolgt dann mittels eines spezifischen immunologischen Testverfahrens (ELISA).


Gesundheitsbelastung durch Allergene

Seit Jahren nimmt die Häufigkeit allergischer Erkrankungen (Allergien) zu, wobei sich deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern ergeben. Dies wurde durch Studien an Kindern „International Study of Asthma and Allergy in Childhood“ (ISAAC)) und Erwachsenen („European Community Respiratory Health Survey in Adults“ (ECRHS)) belegt.

Die Pollenallergie („Heuschnupfen“) gehört zu den häufigsten Allergien (etwa 50% der Allergiker sind betroffen), tritt aber nur zu bestimmten Jahreszeiten auf. An zweiter Stelle steht die Milbenallergie (ca. ein Viertel der Allergiker ist betroffen), schätzungsweise jeder 5. Allergiker reagiert auf Tiere (Tierallergene). Eine ausschließliche Schimmelpilzallergie ist mit 4 – 8% eher selten, hingegen reagiert jeder 3. Allergiker zusätzlich zu anderen Allergenen auf Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen.

Milben-, Tier- und Schimmelpilzallergene können vermehrt in Innenräumen auftreten und für den betroffenen Patienten eine ganzjährige Belastung bedeuten.

Als Beispiel für eine überwiegend berufsbedingte Allergie soll hier die Latexallergie genannt werden. In diesem Fall kann durch einen verringerten Gebrauch oder sogar eine Vermeidung des Gebrauchs Latex haltiger Bedarfsgegenstände einerseits und durch eine produktionsbegleitende Überprüfung andererseits das Allergierisiko beeinflusst werden.

Symptome und gesundheitliche Beschwerden können einerseits direkt an den Kontaktstellen des Körpers mit dem Allergen auftreten (z.B.: Schwellungen und Rötungen sowie Hautausschlag) aber auch nicht lokalisiert z.B. in Form von Nesselfieber, Magen-Darmbeschwerden, Asthmaanfällen, Migräne u.s.w.. Ob eine allergische Erkrankung vorliegt und um welche Allergie es sich handelt muss durch einen Arzt/Facharzt geklärt werden. Neben der medizinischen Diagnose und Therapie sind aber auch der Nachweis und in der Folge, falls möglich, die Beseitigung/Meidung der Allergie auslösenden Faktoren für die Linderung gesundheitlicher Beschwerden entscheidend.

Man unterscheidet, nach Gell und Coombs, 4 verschiedene Überempfindlichkeitsreaktionen:

Die Typ 1-Reaktion (Überempfindlichkeitsreaktion vom Soforttyp)
wird von IgE-Antikörpern vermittelt. Nach einem Erstkontakt mit einem Allergen (z.B. Allergene von Hausstaubmilbe, Schimmel) kann es zur Bildung von IgE-Antikörpern kommen (Sensibilisierung), die sich an spezielle Zellen (Mastzellen) im Körper binden. Bei einem erneuten Kontakt mit dem Allergen und dessen Bindung an die IgE-Antikörper werden aus den Mastzellen Botenstoffe z.B. Histamin freigesetzt (allergische Reaktion). In der Folge können klinische Beschwerden z. B. allergischer Schnupfen, Asthma bronchiale, allergische Konjunktivitis, Urticaria auftreten. In schweren Fällen kann es zu einer Schockreaktion (anaphylaktischer Schock) kommen.

Bei der Typ 2-Reaktion spricht man auch von einer Überempfindlichkeitsreaktion des zytotoxischen Typs. Dabei binden sich Antikörper (IgG- und IgM-Antikörper) an Antigene auf der Oberfläche von Körperzellen. Durch die sich anschließenden Mechanismen kommt es zur Zerstörung von Köperzellen und Geweben oder zur Fehlfunktion von Organen. Ein Beispiel für eine Typ 2-Reaktion ist die Abwehrreaktion auf rote Blutzellen, die bei Transfusionszwischenfällen auftreten kann.

Für die Typ 3-Reaktion (Überempfindlichkeitsreaktion vom Immunkomplextyp)
sind im wesentlichen IgG-Antikörper von Bedeutung. Die im Blut zirkulierenden Antikörper lagern sich an Antigene an und bilden sogenannte Immunkomplexe, die sich an kleinen Blutgefäßen ablagern und dann durch die Aktivierung eines körpereigenen Systems (Komplementsystem) Entzündungsprozesse auslösen z.B.. entzündliche, meist chronische Erkrankungen der Nieren (Immunkomplexnephritis).

Die Typ 4-Reaktion (zellvermittelte Überempfindlichkeitsreaktion)
ist nicht an Antikörper gebunden, sondern wird durch spezielle zu den weißen Blutkörperchen gehörende Zellen (T-Zellen) vermittelt. Ein klinisches Beispiel ist die Kontaktdermatitis, eine entzündliche Reaktion der Haut z.B. gegen Nickel oder Gummi.

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